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Gesundheit in der Karaffe |
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Salzburger Nachrichten / 07.03.2009
Als Ende der 1980er Jahre das Französische Paradoxon entdeckt und somit klar wurde, warum die Menschen im Süden Frankreichs und auch in anderen Mittelmeerländern gesünder alt werden, machte sich Erleichterung in der Weinwirtschaft breit. Es war ein Segen in den Zeiten der immer mächtiger werdenden "Anti-Alkohol-Lobby". Genauer: Im Jahr 1988 zeigte eine Untersuchung, dass die Menschen in Südfrankreich weit seltener an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall sterben und eine viel geringere Gefäßverkalkung aufweisen als Nordeuropäer.
Die Erklärung: Die Ernährung der Menschen im mediterranen Raum ist durchaus üppig und nicht gerade fettarm, doch basiert sie viel auf Fisch, frischem Obst und Gemüse und wenig auf tierischen, dafür mehr auf ungesättigten Fetten wie Olivenöl. Und nicht zuletzt gilt in diesen Ländern das Glas Wein zum Essen als ganz selbstverständlicher Begleiter und Teil der Alltagskultur. Weitere Studien folgten und kamen immer wieder zu dem Ergebnis, dass das tägliche Glas Wein, mit Genuss getrunken, Wunder wirkt.
Wein besteht zu etwa 80 Prozent aus Wasser. Der Rest sind Säuren, Alkohol, Zucker, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aromen und Vitamine. Diese Mischung ist nur im Wein zu finden und maßgeblich für eine positive Wirkung. Allerdings funktioniert das nur in der richtigen Dosierung. Nach Überzeugung der Fachleute liegt die ideale Menge für Männer bei 0,4 Liter und für Frauen bei 0,2 Liter Wein pro Tag, abhängig jedoch von der Konstitution und dem Körpergewicht. In moderater Dosis genossen, sollte sich Wein für gesunde Menschen, die sich vernünftig ernähren, als wahres Lebenselixier erweisen. Also mäßig, aber regelmäßig.
Besonders erfreuliche Auswirkungen haben angeblich die im Wein enthaltenen Phenole. Sie spielen eine große Rolle bei Farbe und Geschmack des Weins. Das Phenol Resveratrol aber wirkt noch dazu positiv auf die Blutzusammensetzung. Es steigert das "gute" HDL-Cholesterin und senkt das "schlechte" LDL-Cholesterin, so sagen es Studien. Resveratrol gilt als Wundermittel. Es soll das Leben von Zellen verlängern, das bedeutet "Anti Aging" und "Successful Aging" im geschmackvollsten Sinn. Robert Ellison, Epidemiologe der Universität Boston betonte sogar, dass "Abstinenz ein Risikofaktor für Herzerkrankungen" ist.
Resveratrol ist vor allem im Rotwein zu finden. Er enthält etwa zehn Mal so viel wie Weißwein. Und Weine aus kühleren Gegenden, also auch aus Österreich, weisen einen deutlich höheren Gehalt auf als Weine, die in den heißen, trockenen Anbaugebieten Australiens oder Kaliforniens wachsen. Auch bei den Rebsorten gibt es Unterschiede: Pinot Noir produziert tendenziell mehr Resveratrol als Cabernet Sauvignon. Positiv ist auch die Maischegärung. Durch sie wird der Stoff deutlich besser aus den Beerenschalen gelöst. Doch nicht nur als Wein getrunken, auch als "Vinotherapie" in Form von Körperbehandlungen bewirken seine Inhaltsstoffe Gutes. So bietet das "Spa und Resort Loisium" im niederösterreichischen Langenlois Peelings, Massagen und andere Behandlungen. Dabei werden neben Weinbestandteilen auch Wirkstoffe aus den Trauben wie das Traubenkernöl verwendet. Ein Barriquebad in aromatischen Traubenextrakten mit anschließender Traubenkernölmassage wirkt wie ein Jungbrunnen.
Geradezu revolutionär ist die Erkenntnis über die Zusammenhänge zwischen Weinkonsum und Rheumaleiden. Auf der Jahrestagung der "European League Against Rheumatism" in Barcelona wurde eine neue Studie vorgestellt.
Die Forschergruppe um den Arzt Henrik Källberg vom Karolinska-Institut in Stockholm fand heraus, dass Personen, die mehr als drei Gläser Wein pro Woche konsumierten, nur halb so häufig an einer rheumatoiden Arthritis erkrankten. Die Studie ergab, dass Menschen, die moderat Alkohol trinken, seltener an Gelenksrheuma erkranken, selbst, wenn sie genetisch vorbelastet sind.
Wein enthält aber auch Inhaltsstoffe, die allergisch reagierenden Menschen Probleme bereiten. Zu ihnen zählt das Histamin, das in Weinen mit hohem PH-Wert aufgrund von Problemen während der Gärung und dem biologischen Säureabbau entsteht. Histamin kann Kopfschmerzen, Kreislaufbeschwerden und Leberschäden verursachen.
Allerdings beträgt der Histamingehalt im Wein , verglichen mit anderen Lebensmitteln wie Käse, Salami und Sauerkraut, häufig nur ein Hundertstel oder weniger. Oft ist die Kombination solcher Speisen mit Wein der Auslöser für allergische Reaktionen. Die bei der Weinbereitung notwendige Beigabe von schwefeliger Säure kann bei manchen Menschen ähnliche Reaktionen wie das Histamin hervorrufen. Leider kann auf den Schwefel nicht verzichtet werden, denn er macht den Wein haltbar.
Die gesundheitsfördernden Auswirkungen klugen Weinkonsums überwiegen die bedenklichen also ganz deutlich. Letztlich sei noch angemerkt, dass ein oder zwei Gläser schönen Weins den Stress merklich reduzieren. Vor allem aber verhilft Wein zu Genuss und Lebensfreude. Und das ist doch das schönste Geschenk.
© SN/SW |
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